Im Laufe der Jahre wurde die Sage vom "Krahamer Schimmel" immer weiter erzählt, ausgeschmückt und verändert. So ist es nicht verwunderlich, dass es heute bereits drei Versionen der Sage existieren, die aber im Kern sehr große Ähnlichkeit besitzen.
1. Der Krahamer Schimmel
Der kleine Ort Kraham wurde früher Chreisdorf genannt, nach einem bajuwarischen Siedler, der sich im 6. Jahrhundert dort ansiedelte. Heute bilden die Ortschaft Kraham vier [heute: sechs] Familien.
Der 30-jährige Krieg (1618-1648) ist mit Gewissheit an Kraham nicht spurlos vorüber gegangen. Aus jener Zeit ist uns eine Sage überliefert:
Es sollen schwedische Reiter das Dorf zu plündern versucht haben. Die wackeren Krahamer aber verteidigten ihre Höfe und erschlugen den Hauptmann dieser Bande, der auf einem Schimmel geritten kam. Den
toten Reiter mit dem Schimmel sollen die Bauern in den nahen Weiher östlich des Ortes geworfen haben .Seit dieser Zeit erscheint in besonderen Nächten, bei Vollmond, oder bei aufsteigendem Nebel, der
Schimmelkopf aus dem Gewässer unterhalb der Ortschaft. Mit etwas Schaudern blicken nächtliche Wanderer in diese Richtung, aus der manchmal der Hauptmann durch die Weidenzweige blickt. Die Kinder
beschlich all die Jahrhunderte eine gewisse Angst, wenn die Ahnen von dieser überlieferten Sage erzählten.
Diese Sage nahm der Krahamer Schützenverein zum Anlass und zierte deshalb sein Vereinstaferl mit dem Schimmelkopf, der sich bei Mondschein aus dem Weiher erhebt.
Dass die nähere Umgebung von Kraham von den Schweden heimgesucht wurden, ist genau belegt. So wurde 1632 Dorfen von ihnen besetzt und vom Jahre 1633 ist überliefert, dass zu Grüntegernbach 7 Reiter,
die dort einquartiert waren, von den Bauern erschlagen worden sind.
Auch die Pest wütete in der Gegend. 1649 fielen ihr in der Pfarrei Grüntegernbach 122 Opfer anheim. Kraham selber scheint diese schreckliche Zeit gut überstanden zu haben. 1672 findet man auf den 4
Höfen und den 2 Solden alle Familiennamen wieder, wie dise vorher bestanden hatten.
Quellen:
Sagen, Legenden, Anekdoten und Erzählungen, Erdinger Land, Heft 21, gesammelt von Johann Wimmer, Dorfen, S. 32
Janousch, Fredl, Festschrift der Krahamer Schützen 1973, S.27
Schöberl, Hans, Hauptlehrer von Grüntegernbach
Erzählungen von Vorfahren
Schützengau Dorfen1200 Jahre Tegernbach, S. 5
2. Die Sage von Kraham
Im Dreißigjährigen Krieg überzogen schwedische Horden auch Dorfen und eine Umgebung mit Morden und Plünderungen. Lange nach dieser Zeit gingen eines Tages einige junge Burschen um Mitternacht von
einem fröhlichen Umtrunk heim nach Kraham. Sie überquerten eine schmale Brücke über das Moor. Plötzlich schwebte über dem Moor ein glühender Rosskopf lautlos auf sie zu. So still er gekommen war,
verschwand er wieder im Schilf in der Nähe der Brücke. Voller Schrecken erzählten die Burschen daheim das Erlebnis. Weil aber die meisten Leute dies für eine Folge des Biergenusses hielten, gingen
einige Tage später um die selbe Zeit zwei ältere Männer nüchtern denselben Weg. Auch ihnen begegnete der grausige Pferdekopf.
Darauf veranlasste der Bürgermeister und der Pfarrer, dass an der Stelle, an der der Spuk verschwunden war, gegraben wurde. Man fand den gut erhaltnen Körper eines schwedischen Reiters mit seinem
Pferd, tief im Moor vergrabe. Die Leiche wurde der geweihten Erde übergeben. Von da an trat der Spuk nie mehr auf.
Quellen:
Sagen, Legenden, Anekdoten und Erzählungen, Erdinger Land, Heft 21, gesammelt von Johann Wimmer, Dorfen, S.33
Aufzeichnungen eines unbekannten Autors, Übermittler Franz Nadler, 2000
3. Der Schimmel von Kraham
Wer vom freundlichen Markte Dorfen auf dem nördlichen Hügelrande des Isentales ostwärts wandert, kommt zum Dorfe Großkatzbach. Rechts grüßt der wuchtige Zwiebelturm von Kirchstetten herüber.
Geradeaus durch das Dorf auf einem Ackerrain über den Hügeln hinweg findet der Wanderer den Weiler Kraham. Nördlich davon bis zur Straße Dorfen- Buchbach zieht ein Sumpfstreifen und gerade hinter
Kraham liegt ein Steg. Wer nicht gespensterfürchtig ist, der sagen wir lieber, wer es ist, kann dort allnächtlich einen Schimmel traben höre; sichtbar aber ist nur sein weißer Kopf. Im spanischen
Erbfolgekrieg 1701 bis 1714 soll dort ein kaiserlicher Kurier von den erbitterten Bauern gefangen genommen und ermordet worden sein. Die Leichen von Ross und Reiter verscharrten dien Mörder im
Sumpfe. Wie sie es aber auch machten, immer kam des Schimmels weißer Kopf wieder hervor. Da der Kopf nur allzu leicht zum Verräter werden konnte, trennten sie ihn vom Rumpfe und versenkten ihn im
Bache just unterm Steg. Von da an bleib der Kopf wohl in der Tiefen, aber allnächtlich steht das Pferdegerippe auf und trabt über den Steg und dann erscheint mit dem Gerippe wieder verbunden der
leuchtende Schimmelkopf. Das ist die Sage vom Schimmel von Kraham.
Quellen:
Sagen, Legenden, Anekdoten und Erzählungen, Erdinger Land, Heft 21, gesammelt von Johann Wimmer, Dorfen, S.33
"Der Heimgarten" um 1926 von J.S., zur Verfügung gestellt von Franz Streibl, Dorfen